NAOS Schüler auf historischer Spurensuche in Diez – Schüler und Denkmalpflege in direkter Berührung
Die BBS Nicolaus August Otto Schule in Diez nimmt, im Tandem mit den beiden Lerngruppen BVJ 19c, mit Schwerpunkt Farbe/Raum und Wirtschaft sowie der Fachstufe II der dualen Ausbildung zum Maler und Lackierer, an dem einjährigen Schulprojekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz „denkmal aktiv“ teil.
Schüler erleben gebaute Geschichte und lernen die Bedeutung von Kulturdenkmalen kennen. Ihnen wird über die Projektarbeit ermöglicht, sich Kultur und Geschichte zu nähern und ein Gefühl der gemeinsamen Verantwortung für das kulturelle Erbe zu entwickeln und sich aktiv für dessen Erhalt in handwerklichen Berufen einzusetzen. Denn Handwerkliche Restaurierung stellt eine große Verantwortung im Bereich der praktischen Denkmalpflege dar. Um den Schülern, die in der Theorie kennengelernten Grundsätze des denkmalpflegerischen Handels real erfahrbar zu ermöglichen, haben sich Herr Georg C. Pick, Denkmaleigentümer aus Diez, und Frau Katja Laupert, Untere Denkmalschutzbehörde in Bad Ems, bereit erklärt, als Experten einen Projekttag für eine restauratorische Befunduntersuchung zu begleiten. Gemäß den Projektzielen von „denkmal aktiv“ wurde an dem Projekttag, am 24.01.2020, die Zusammenarbeit der Schüler mit außerschulischen Partnern aus dem Bereich der Denkmalpflege, unter Einbindung von außerschulischen Lernorten, umgesetzt. Der Fokus des Projekttages lag darauf, praktisch an einem lokalen Denkmal restauratorisch untersuchend zu arbeiten und die Ergebnisse Vertreten der Unteren Denkmalschutzbehörde, sowie dem Denkmaleigentümer zu präsentieren. Die Schüler erfuhren grundlegende Methoden der denkmalpflegerischen „Alltagsarbeit“ welche die Entscheidungsbasis für den substanziellen Umgang mit denkmalgeschützter Bausubstanz darstellt. Durch außerschulisches Lernen sollen unmittelbare Begegnungen mit Denkmälern, denkmalpflegerischer Arbeit und denkmalpflegerischen Beteiligten angestoßen werden und ein Lernen mit allen Sinnen ermöglicht werden. Herr Pick öffnete den Schülern die Tür seines Denkmals Pfaffengasse 4 in Diez, welches er Anfang 2019 erwarb und damit die historische Einheit der einzelnen Gebäude rund um den Innenhof des Hauses Monreal, das sich bereits in seinem Besitz befindet, wiederhergestellt hat. Bei beiden Häusern war es die Liebe für historische Bausubstanz und der Wille zum Erhalt des besonderen Diezer Stadtbildes beizutragen, was Herrn Pick zum Kauf bewegte. Herr Pick selbst, Jahrgang 1987, stammt aus der Vulkaneifel und lebt seit 5 Jahren im Haus Monreal in Diez. Nach seiner Ausbildung zum Rechtsanwaltsfachangestellten studierte er Kunstgeschichte in Trier und Marburg und erforschte als Abschlussarbeit die Diezer Stadtbaugeschichte. Herr Pick war nach Absprache mit Frau Laupert sofort bereit Projekt und Schule aktiv zu unterstützen. Nach Auffassung von Herrn Pick hat Denkmalschutz in einer auf Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Welt einen schweren Stand. Dabei profitieren alle davon, wenn ansprechende Stadtbilder erhalten und bei Sanierungen auf Langlebigkeit geachtet wird. Mit „denkmal aktiv“ in die Schulen zu gehen, wobei Herr Pick gerade die Berufsschulen mit ihren handwerklichen Ausbildungen als Schlüsselbereich sieht, setze genau an der richtigen Stelle an. Herr Pick betont weiter, dass die Denkmalpflege ein weites Feld bietet sich handwerklich zu spezialisieren und Arbeitsfelder zu erschließen, die spannend und wirklich erfüllend sein können. Denn meist habe man es mit Bauherren zu tun, die mit großer Leidenschaft an ihren Objekten arbeiten, was ansteckt. Herr Pick hofft, dass solche Projekte dazu beitragen, dass mehr Menschen den Erwerb eines Denkmals in Betracht zieht und die falsche Scheu vor der Denkmalpflege ablege.
Die praktische Befunduntersuchung an dem bauzeitlichen Hoftor des Kulturdenkmals Pfaffengasse 4 erfolgt durch das Setzen von restauratorischen Sondagen, welche mit Hilfe optischer Sichtung in Standardfarbkarten übersetzt und in ihrer Farbigkeit und Eigenschaft Schicht für Schicht dokumentiert wurden. Den Schülern wurde so die Ausführung einer realen restauratorischen Arbeitsweise ermöglicht, sich der farbigen Gestaltungsgeschichte eines Denkmals zu nähern, einen weiteren Umgang für die Zukunft daraus abzuleiten und zu präsentieren. Als Methode wurde das Fachgespräch im „Ortstermin“ zugrunde gelegt in dem die Schüler, in der Rolle der untersuchenden Restauratoren, Herrn Pick und Frau Laupert ihre Ergebnisse vorstellten. Für die Lerngruppe stellt das Führen von Experten- oder Fachgesprächen eine wesentliche berufliche Handlungskompetenz dar. Sie konnten sich zum einen in „beruflicher“ Gesprächsführung zu erproben. Zum anderen konnten sie Sicherheit erlangen, in einem bisher unbekannten beruflichen Umfeld zu kommunizieren, was für die im März anstehenden Berufspraktika genutzt werden kann.
Begleitet vom dem Zitat nach Johannes Cramer: „Nur weil Generationen von Bauhandwerkern, auch dann, wenn Neues geschaffen wurde, fortlaufend neue Putz- und Farbschichten auftrugen, anstatt alte radikal abzuschlagen, haben wir heute noch die Gelegenheit, historische Farbkonzepte und deren handwerkliche
Ausführung zu untersuchen.“ möchte die NAOS auch im kommenden Schuljahr wieder mit seinen Lerngruppen in die Bewerbung zur Teilnahme an „denkmal aktiv“ antreten um gemeinsam mit Herrn Pick und Frau Laupert die Spurensuche am Denkmal und die Suche für berufliche Chancen in der Denkmalpflege für Schüler weiter zu fördern und zu unterstützen.