In der Krise ist plötzlich alles anders: Die notwendigen Einschränkungen durch Corona erschweren den Schulalltag genauso wie die Möglichkeiten von Schüler*innen externe Lernorte zu erleben und mit diesen, unter Einbezug aller Sinne, zu lernen.
Angesichts dieser großen Herausforderung für Schule stellt sich zu Recht die Frage: Wie kann Lernen mit allen Sinnen konkret aussehen, wenn persönliche Kontakte nur begrenzt, und unter Einhaltung strenger Hygienekonzepte möglich sind? Welche neuen Lernimpulse und Gelegenheiten ergeben sich gerade jetzt?
Die Beschulung erfolgt unter Corona-Bedingungen natürlich anders als sonst, dies betrifft insbesondere auch kooperative Unterrichtsmethoden, welche stark eingeschränkt sind und viele Sozialformen des handlungs- und kompetenzorientierten Unterrichts sind nicht möglich.
Eine Besonderheit stellt der Unterricht in Handwerksklassen dar; der unter Hygieneauflagen nicht unter den gewohnten Bedingungen stattfinden kann.
Hier entwickeln die Lehrkräfte der NAOS in Diez für die Lerngruppen kreative Ideen, die unter den geltenden Auflagen in dem vorhandenen Praxisraum erarbeitet werden können.
Schulen sind als lebendige Systeme immer wieder gefordert, Veränderungsarbeit zu leisten und angesichts neuer Herausforderungen kreative Ideen zu entwickeln. Gleichzeitig bilden Einschränkungen oft die Basis für viele kreative Prozesse. Kreativität gehört zu unserem Unterrichtsalltag.
Ein Anliegen der Kollegen der NAOS ist es, dass auch in dieser herausfordernden Zeit für alle sichtbar, insbesondere für die Schüler*innen, haptische Handlungsprodukte ermöglicht werden und entstehen zu denen darüber hinaus eine emotionale Bindung und ein Lebensweltbezug besteht. Die Kreativität dieser Handlungsprodukte ist es, die Forschen und Lernen bereichert und etwas Gemeinsames schaffen lässt.
Jedes Projekt beginnt mit einem ersten Impuls – der Projektinitiative. Dies kann eine Idee sein, ein Wunsch, ein Problem oder eine Aufgabe. Sie kann von den Schüler*innen wie auch den Lehrkräften initiiert werden. Holger Langschied, Lehrer für Wirtschaft und Deutsch, an der Nicolaus-August-Otto Schule, hat die Projektidee ins Leben gerufen. Holger Langschied ist neben seiner Lehrtätigkeit ein großer Whisky-Experte und hat aus seinem Sammlerfundus alter Whisky-Fässer der Lerngruppe der Maler und Lackierer im 1. Ausbildungsjahr zwei Deckel von fast 100 Jahre alten Whiskyfässern für eine Restaurierung zur Verfügung gestellt. Für die Lerngruppe der Maler und Lackierer ein Projekt, welches nicht dichter an ihren aktuellen Lernfeldern mit den Themen Beschichten von metallischen und nichtmetallischen Untergründen liegen könnte. Die Größe der Lerngruppe und die Tatsache das parallel an zwei Fassdeckeln gearbeitet werden kann lässt somit eine spannende Projektarbeit unter Hygieneauflagen zu, welche aber nicht nur in der Theorie auf der Paper-Pencil-Ebene agiert, sondern darüber hinaus forschend, entdeckend und experimentell am Objekt stattfinden kann.
Die Lerngruppe wird in den nächsten Wochen anhand der Fassdeckel verschiedene Untergründe von Metall und Holz und deren Beschichtungen erfahren. Sie wird Schäden analysieren und Arbeits- und Materialpläne ableiten und durchführen.
Die Lerngruppe freut sich auf ein Lernen mit allen Sinnen.
(Text und Fotos Julia Lang)