Nach dem Satz von August Bebel "Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten " hat sich der Kunstkurs BGY TW 19, des beruflichen Gymnasiums der Nicolaus-August-Otto Schule, auf den Weg zu dem letzten Punkt seiner Reise durch die Diezer Baugeschichte begeben.
In ihrem halbjährlichen Theorieteil des Kunstkurses ist die Lerngruppe den Spuren der Bau- und Stadtgeschichte von Diez, beginnend bei der Romanik über die Epochen der Gotik, der Renaissance, des Barock und Rokoko und dem Historismus bis hin zu seinem Endpunkt der Reise, dem Jugendstil gefolgt. Die Lerngruppe hat in mehreren Unterrichtsgängen bedeutende Diezer Beispiele wie die Stiftskirche, das Grafenschloss, das Schloss Oranienstein sowie das Holländische Viertel zu den Epochen erforscht. Zuvor in der Theorie kennengelernte Stilelemente der Epochen wurden von der Lerngruppe in Baubeschreibungen an den Objekten entdeckt und analysiert. Die Lerngruppe hat sich in dem systematischen Erforschen, Beschreiben und Analysieren von Bauten, deren typischen Stilelementen aber auch in dem Entdecken und Begründen baulicher Veränderungen und „Unstimmigkeiten“ professionalisiert. Sie haben somit „die Vergangenheit kennengelernt“ und die „Gegenwart verstanden“. Bevor der Kurs zum neuen Schulhalbjahr in den Praxisteil wechseln wird, wurde die Reise durch die Baugeschichte am 26.11.2020 mit dem Jugendstil in Diez beendet. Ein Unterrichtsgang führte die Lerngruppe zu dem dazu gehörenden Bau, der Pfaffengasse 4, wo der Eigentümer des Objektes, Herr Georg C. Pick, die Lerngruppe empfangen hat. Neben der Erforschung des Baus erfolgte zeitgleich eine Überleitung zu der Thematik „Wie kann Zukunft für einen historischen Bau“ gestaltet werden. Der Blick auf den modernen denkmalpflegerischen Umgang mit Bauten, Grundlagen die bauliche Entscheidungen beeinflussen und die ethischen und handwerklichen Grundsätzen nach denen Entscheidungen getroffen werden, werden die Lerngruppe in den noch verbleibenden Wochen bis zu dem Halbjahreswechsel begleiten.
Dank Herrn Pick, der die Tür seines Objektes bereits zum zweiten Mal den Schülerinnen und Schülern der NAOS geöffnet hat, konnte auch diese Lerngruppe Bau- und Denkmalgeschichte live, und in der dritten Dimension, fern der Paper Pencil Ebene, erleben. Die Lerngruppe hat im ersten Schritt, nach fachlichen Kriterien eine Baubeschreibung des Objektes erstellt. Im Anschluss hat Herr Pick seine Geschichte mit dem Objekt vorgestellt. Er hat intensive Einblicke gewährt in bereits getroffene bauliche Entscheidungen, sensationelle Entdeckungen historischer Spuren, unter anderem der bauzeitlichen Pläne, die er auch der Lerngruppe präsentiert hat. Herr Pick hat den Blick der Lerngruppe gekonnt auf bauliche Veränderungen gelenkt und diese angeregt Begründungen zu finden, warum in der Vergangenheit bestimmte Veränderungen stattgefunden haben, und wie mit diesen in der Zukunft umgegangen werden könnte. Herrn Pick sein an dieser Stelle herzlich gedankt für sein großes Engagement lokale Baugeschichte in vielseitigen Varianten für Schule erlebbar zu gestalten. Wir hoffen mit Herrn Pick auch weiter seinen Bau begleiten zu dürfen und weitere spannende Felder der Denkmalpflege erleben zu dürfen.
Spannend bleibt auch der Einblick in die Ergebnisse der Baubeschreibungen, welche die Lerngruppe erstellen wird. Spannend welche Details erfasst und begründet wurden und wie unterschiedlich Interpretationen zu baulichen Veränderungen ausfallen werden.
Wir freuen uns auch mit der Lerngruppe nun den Blick auf die Zukunft und Nutzung historischer Bausubstanz werfen zu können und auch hier viele neue Forschungsfelder erleben zu dürfen.
(Text / Fotos LNG)